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Bio-Bestattungen als Trend

Umweltbewusst unter die Erde

Auch im Bestattungsbereich gilt es, sich von der Masse der Standardbestatter abzugrenzen, wenn man als besondere Marke wahrgenommen werden will. Deshalb haben sich Bestatterbetriebe in dem Verbund „Natürliche Bestattung“ zusammengetan. Diese Betriebe haben sich dazu verpflichtet, ihre Abläufe und Zuständigkeiten entsprechend den Vorgaben der ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme zu zertifizieren. Aber kann der Bestatter eigentlich „umweltunfreundlich“ in Deutschland bestatten?

Beim Verbraucher kommt gerade in der Weihnachtszeit immer wieder der Verdacht auf, dass man durch den Einsatz von „echten“ Tannenbäumen den Wald schädige und dann doch lieber auf eine Kunststoffvariante setzen sollte.

Die rechtlichen Vorgaben zur Feuer- und zur Erdbestattung bewahren uns glücklicherweise vor einer ähnlichen Fehleinschätzung bei Särgen. Aber neue Anbieter, die auf Särge aus Pappe, Weidengeflecht oder gar biologisch abbaubare Kunststoffe setzen, wollen den herkömmlichen Sarg in die „Schmuddelecke“ stellen. Gegenüber all diesen Alternativwerkstoffen hat der Werkstoff Holz immer noch den unschätzbaren Vorteil, dass er in Europa nachhaltig bewirtschaftet wird und sich auch im Vergleich zu den Alternativen sauber verbrennen lässt.

 

Herstellbedingungen beachten
Allerdings gehören zum Umweltbewusstsein nicht nur die Herkunft, sondern auch die Herstellbedingungen eines Produktes. Angesichts der Tatsache, dass der weitaus größte Teil der in Deutschland verkauften Särge aus Osteuropa stammt und nicht aus der heimischen Wirtschaft, lässt sich die Frage nach fairen Verarbeitungsbedingungen nicht so eindeutig beantworten. Aber ob man die Nachfrage nach FSC-zertifizierten Eichholzsärgen aus heimischer Herkunft und Verarbeitung groß steigern kann, ist angesichts mindestens 3-fach höherer Kosten zweifelhaft. Unmittelbarer sind die Steinmetze von dem Thema betroffen. Verschiedene kommunale Friedhofssatzungen fordern den Nachweis, dass Grabsteine ohne Kinderarbeit hergestellt worden sind. Ein Großteil der billigen Steine wird von Kindern in Indien in Steinbrüchen oder Ziegeleien – häufig ohne Schutzvorkehrungen – bearbeitet.

Ein großes Umweltproblem stellen die vielen Wachsleichen dar, von denen in der Öffentlichkeit häufig berichtet wird. Das Phänomen ist sicherlich sehr unangenehm und belastend für die Friedhofsmitarbeiter. Gleichwohl gibt es aber keine verlässlichen Statistiken über deren Ausmaß. Wachsleichen sind eine Folge des Wohlstandes unserer Gesellschaft, da sich die Körperfette im Zuge der Verwesung in Leichenlipide verwandeln, die den weiteren vollständigen Verwesungsprozess behindern.

 

Problem für das Grundwasser
Wer die Zustände auf alten Kirchhöfen kennt, weiß darum, dass dies kein Problem der Neuzeit ist – und es ist eindeutig nicht nur um ein ethisches, sondern auch um ein Umweltproblem für das Grundwasser. Dies hängt natürlich auch mit dem jeweiligen Untergrund zusammen. Sandige Böden gewährleisten eine bessere Durchlüftung und sorgen damit für bessere Verwesungsbedingungen als Lehmböden. Bei manchen kommunalen Friedhöfen gibt es deshalb die Vorgabe, die Beisetzung in Grabkammern vorzunehmen mit stabilen Belüftungssystemen. Das macht die Erdbestattung aber deutlich teurer. Einige Friedhöfe verlängern einfach die Ruhefristen auf 30 bis 50 Jahre. Aber auch dadurch werden die Gräber deutlich teurer und passen immer weniger zum Zeitgeist des pflegeleichten Grabes. Alternativ wird deshalb vorgeschlagen, die Mindestgrabtiefe von 1,80 m deutlich zu verringern und großflächige Grabplatten zu verbieten. Auch die Art der Bepflanzung kann zu einer besseren Durchlüftung des Erdreichs beitragen.

 

Umweltfreundliche Urnen
Sollte sich der umweltbewusste Verstorbene dann doch eher kremieren lassen? Die Materialien der Urnen gibt es heute in vielfältigen Varianten. „Alternative“ Materialien sollen mit besonderer Umweltfreundlichkeit punkten. Aber wie beim Sarg gibt es auch hier für das Holz die besten Argumente – zumal damit die Gestaltung so vielfältig möglich ist wie mit keinem anderen Werkstoff. Bei der Kremierung wird eine ganze Menge Energie verbraucht. Die aus der Verbrennung entstehenden Ascheprodukte im Abgas sind zudem Sonderabfall und stark belastet mit Dioxinen, Quecksilber und anderen Schadstoffen. Deshalb gelten in Deutschland für Krematorien die strengen Auflagen der 17. Bundesimmissionsschutzverordnung. Angesichts des harten Preiskampfes im Dumping-Bereich werden allerdings zunehmend Kremierungen im osteuropäischen Ausland vorgenommen, die einer anderen Überwachung unterliegen.

Aber auch bei einwandfreier Feuerbestattung besteht die Leiche nicht nur aus Asche, sondern angesichts der höheren Alters zunehmend auch aus künstlichen Gelenken, Herzschrittmachern, OP-Schrauben usw. Diese werden weitgehend aussortiert, bevor die Asche in die Urne gelangt. In jedem Fall können diese Reste nicht verwesen und verbleiben nach der Ruhefrist im Bodenbereich.

 

Gefriertrocknung als Beisetzung
In Schweden propagiert man deshalb eine neue Variante der Beisetzung: die Gefriertrocknung. Der Leichnam wird dabei mit künstlichem Stickstoff behandelt und kristallisiert sich dadurch in ein Granulat. Die Metalle werden danach herausgefiltert und die Überreste zersetzen sich im Boden ohne Probleme. In den USA bietet man darüber hinaus die Variante an, den Körper mit einer starken Lauge zu bearbeiten, bis nur noch die Knochen übrigbleiben. Diese werden anschließend pulverisiert und im Boden beigesetzt. All diese Methoden sind im Hinblick auf den damit einhergehenden Energieaufwand und die Umweltauswirkungen als mindestens genauso belastend einzustufen wie die herkömmliche Feuerbestattung und können auch ethische Bedenken hervorrufen.

Der Bio-Bestatter hat es also nicht leicht, sein besonderes Umweltbewusstsein anhand konkreter Produkte und Leistungen zu konkretisieren. Allerdings gehören die Bestatter ohnehin einer nachhaltigen Branche an. Die Marktgegebenheiten fördern jedoch Umweltrisiken und unfaire Herstellbedingungen. Hier kann nur eine offene Kommunikation mit dem Kunden eine Verbesserung bringen. Die Fokussierung auf „Biomaterialien“ als Ersatz für Holz führt dagegen eher zur Verwirrung und Fehleinschätzung der gesamten Umweltauswirkungen einer Bestattung.

Info: www.natuerlich-begraben.de und www.alternativer-abschied.de