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Dramatische Infektion eines Bestatters

Anfang März d. J. sorgte der Fall einer Lassa-Infektion in Deutschland für einiges Aufsehen. Ein Bestatter hatte sich mit der tropischen Krankheit angesteckt.

Sofort gab es natürlich viele Spekulationen darüber, wie unvorsichtig er gewesen sein muss, dass es so weit kommen konnte. Allerdings ist die Geschichte eine ganz andere, die der Betroffene zu erzählen hat. Und Bestatter können daraus die Lehre ziehen, dass man sich auf ärztliche Bescheinigungen nicht verlassen und man sich nicht genug schützen kann.

Andreas Schäfer aus Alzey ist mittlerweile wieder gesund und ist nun in einem anderen Job tätig.  Bis er die ganze Affäre jedoch psychisch verarbeitet hat, wird es noch einige Zeit brauchen. „Ich habe nur den Leichensack geöffnet und mich nicht irgendwie verletzt, sondern mich allein durch das Einatmen infiziert.“ Heute wisse er, dass die heimtückische Virusinfektion leicht Zugang findet über Rachen, Nase oder Augen. Das Unternehmen, bei dem Schäfer damals arbeitete, ist darauf spezialisiert, Verstorbene für eine Auslandsüberführung einzubalsamieren. „Ich selbst habe das nicht gemacht, sondern mein Chef. Ich habe daher auch im konkreten Fall nichts weiter an der Leiche gemacht.“ Tatsächlich wurde bei dem Verstorbenen aus Togo letztlich keine thanatologische Behandlung vorgenommen und der Leichnam verbrannt, nachdem die schwere Infektion bestätigt war. „Uns lag der vertrauliche und nichtvertrauliche Teil des Todesscheines vor und eine Extrabescheinigung der Uniklinik Köln, dass kein Infektionsrisiko vorläge. Man war wohl von einer Malariainfektion ausgegangen, obwohl das Leberbild bei der Obduktion nicht dazu passte und man deswegen eine Probe zum Tropeninstitut nach Hamburg schickte. Zugleich war es widersprüchlich, dass bei der Frage auf dem Totenschein, ob durch die Obduktion die Todesursache bestätigt wurde, ein nein angekreuzt war.“

Zuerst fühlte sich Schäfer nach dem Leichenkontakt wie bei einer Grippe. Als es ihm immer schlechter ging, wollte er eine Woche später zu seinem Hausarzt, als ihn die telefonische Nachricht von seinem Chef erreichte, dass der Verstorbene tatsächlich an Lassafieber erkrankt war. „Mein Hausarzt riet mir dann telefonisch, zu Hause zu bleiben; es komme jemand vom Gesundheitsamt vorbei. Die kamen dann auch und gingen weiter von einer Grippe aus. Sie schützten sich bei der Blutentnahme lediglich mit normalen Gummihandschuhen. Ich sollte dann täglich die Temperatur mehrfach durchgeben. Selbst, als es mir danach immer noch schlechter ging, passierte von dort aus zunächst nichts. Erst fünf Tage später riefen sie abends an und erklärten, dass sich der Lassafieberverdacht bestätigt habe.“

Was dann geschah, schildert Schäfer wie eine Szene aus dem Dustin-Hoffmann-Film Outbreak. „Die haben mit der Feuerwehr den ganzen Straßenzug gesperrt und  alles ausgeleuchtet und kamen dann in vollem Schutzanzug bei uns an die Tür. Meine älteste Tochter hatte sich da fast zu Tode erschrocken. Ich wurde auch in einen solchen Anzug gesteckt und sie haben dann meine ganze Familie, also meine Frau und meine drei Töchter, mitgeholt zur Isolierstation an der Uniklinik Frankfurt.“ Schäfer selbst blieb fünf Wochen in der Klinik, davon 17 Tage vollständig unter Hochsicherheitsbedingungen isoliert, seine Familie 14 Tage auf der Isolierstation. In der Zwischenzeit sei seine Wohnung desinfiziert worden; allerdings habe man dabei kein System erkennen können.

Schäfer ist jedenfalls sehr froh, dass sich aus seiner Familie keiner bei ihm angesteckt hatte und dass bei ihm wieder alles in Ordnung ist – zumindest physisch. Lobende Worte findet er für die Berufsgenossenschaft Holz und Metall. „Diese hat sich direkt am nächsten Tag nach der Klinikeinlieferung bei meiner Frau gemeldet und mitgeteilt, dass sie den Vorfall als Arbeitsunfall anerkenne und ich die bestmögliche Behandlung bekomme.“ Immerhin beliefen sich nach seinen Informationen die Behandlungskosten allein auf rund 800.000 €. Er hofft darauf, dass er seinen Schaden an Mobiliar und anderen Gegenständen auch noch ersetzt erhält.

Schäfer würde es jetzt jedenfalls in einer vergleichbaren Situation nicht bei doppelten Schutzhandschuhen belassen, sondern würde in jedem Fall immer auch einen geeigneten Mundschutz tragen. Jedenfalls zeigt der Fall deutlich, dass der hygienische Umgang mit Verstorbenen keine Leerformel ist, sondern der Selbstschutz für jeden Bestatter lebenswichtig ist.