schließen

Finden Sie Ihren qualifizierten Bestatter in Ihrer Nähe

Ort oder Postleitzahl

Umkreis


Zum Hauptinhalt springen

„Du musst so arbeiten, als würdest Du es für Dich alleine tun“

Er ist ein Baum von einem Mann – und sehr, sehr bodenständig und traditionsbewusst: Christian Berg aus Klütz, einen Steinwurf entfernt vom bekannten Ostseebad Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern, ist Inhaber des Bestattungsinstituts Edgar Berg & Söhne. Und: Er hat Humor! Gut für einen klassischen Tischler-Bestatter, der weiß, was er will, der weiß, was er kann – und der weiß, was er nicht will und kann.

Da wäre zum Beispiel die Erkenntnis, nicht auf Teufel komm raus auf Wachstum setzen zu wollen. Hier zeigt der 48-jährige Tischlermeister klare Kante: „Wir sind ein Familienbetrieb und können nicht endlos wachsen, dann verliert man als Chef den Überblick und das will ich unter allen Umständen verhindern. Wir müssten sonst komplett umorganisieren und das möchte ich nicht!“ Verständlich, versteht er sich doch als „Mädchen für alles“ – in der Tischlerei und im Bestattungsinstitut, das drei Außenstellen in Wismar (2) und Grevesmühlen unterhält.

Christian Berg, Sohn von Edgar und Liane Berg, legte seine Meisterprüfung für Tischler 1997 in Rostock ab und führt seit 2002 die Geschäfte – in sechster Generation. Die Firma wurde am 1. Juli 1835 durch den Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater von Christan Berg, Matthias Heinrich Meyer, gegründet.

Noch heute stellt die Tischlerei Särge in großer Stückzahl her – eher eine Seltenheit in der heutigen Zeit. Für Christian Berg aber ist die Sargproduktion extrem naheliegend. Erstens kann er seiner Kundschaft heimische Produkte zu attraktiven Preisen anbieten und zweitens seine Tischlerei nachhaltig auslasten: „Leerzeiten sind bei uns deshalb unmöglich!“ Ein durchaus logischer Ansatz, auch wenn viele Kollegen anders denken und handeln und die Sargproduktion fast vollständig eingestellt haben. Hier funktioniert das Modell noch, zumal er sich so unabhängig von „unzuverlässigen Lieferanten“ macht und auf Kundenwünsche oder geänderte Rahmenbedingungen reagieren kann: „Die Menschen werden breiter und größer, da brauchen wir auch entsprechende Särge.“

Ein weiteres Argument: Das Alleinstellungsmerkmal, das ihm sehr wichtig ist und von den Kunden offenbar auch honoriert wird. „So haben wir ein weiteres Mittel gegen den fatalen Trend zu Billigbestattern, der selbst vor dem ländlichen Raum in der Ferienregion im hohen Norden nicht Halt macht. „Man muss einfach besser sein als die Konkurrenz und problemlos auf individuelle Bedürfnisse eingehen können.“ Dies bieten er und seine Kollegen zum Beispiel beim Thema Urnen an: „Der Trend geht ganz klar in Richtung individuelle Urnen.“ Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch die hohe Zahl der Seebestattungen (mehr als zehn Prozent) in der Region.

Christian Berg ist kein Mann, der jammert, aber er sagt, was Sache ist. Zum Beispiel stört ihn, dass „heute die Alten vergessen werden“, soll heißen, die regionale Verbundenheit unter Kollegen, auch im Ruhestand, schwindet und die Traditionspflege nimmt rapide ab. „Früher gab es Liefergenossenschaften, es wurde getauscht und geschachert – heute läuft alles zunehmend geschäftiger und anonymisiert ab“, sagt der hochgewachsene Mann, der tatkräftig von seiner Frau Christine bei „Buchhaltung und Papierkram“ unterstützt wird.

Ist etwa die nachlassende Traditionspflege der Hauptgrund für ihn, sich im Fachausschuss von Bestatter Deutschland zu engagieren? Zur Erklärung: Dieser ist das Arbeitsgremium der Bundesfachgruppe im Bundesinnungsverband des Tischler- und Schreinerhandwerks. Hier werden Konzepte erarbeitet, mit der Bundesfachgruppe – die bundesweit insgesamt rund 1.500 bestattende Betriebe vertritt – abgestimmt und anschließend in Projekten umgesetzt.

Er lacht: „Vielleich auch deshalb. Vor allem aber, weil ich gefragt wurde – von Herrn Hubing. Ich bin im Tarifausschuss, mir ist daran gelegen, dass die Öffentlichkeitsarbeit besser wird, gerade was das Erscheinungsbild anbelangt. Deshalb habe ich mich auch bei der Aktion ,Born-to-be-Tischler‘ engagiert.“

Von seinem Vater Edgar Berg (76), immer noch dauerpräsent im Betrieb, hat er gelernt, dass „man nie seine Gegner unterschätzen soll“. Seine Gegner? „Ja, dummerweise sind sich viele Bestatter spinnefeind und agieren unfair untereinander. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich dies ändert. Auch deshalb bin ich in der Innungsorganisation aktiv!“ Zudem gilt es, das Image seiner Zunft zu verbessern: „Hier auf dem Land haben wir keine Probleme, aber in den Großstädten ist es sehr schwierig“, weiß einer zu berichten, der auch in der Feuerwehr des 4.000-Seelen-Städtchens und im Handwerker-Gewerbeverein von Klütz engagiert ist.

Das nachahmenswerte Dreifach-Motto des bekennenden Volvo-Fahrers und doppelten Hundebesitzers: „Immer und überall nett sein, hilft immer und überall“, „Deine Linie musst Du alleine finden“ und „Du musst so arbeiten, als würdest Du es für Dich alleine tun“.

Rein geschäftlich betrachtet fährt er mit der Anwendung dieses weisen Einstellungstrios in der Erfolgsspur: „Unser Umsatz ist stabil, trotz sich stark verändernder Trauerkultur.“ Aber Christian Berg verschließt keineswegs die Augen vor unschönen Branchentrends wie den sogenannten „Stubenbestattern“ etwa in Berlin, der Tatsache, dass grundsätzlich immer der Bestatter schuld ist, wenn bei Beerdigungen was nicht passt und dass Ratenzahlungen immer häufiger nachgefragt werden. Auch die Beobachtung, dass „schnell und weg“ bei nicht kirchlich gebundenen Hinterbliebenen immer mehr die Regel denn die Ausnahme wird, passt ihm ganz und gar nicht. Dies manifestiert sich auch in nackten Zahlen: „Heute haben wir 75 Prozent Feuerbestattungen – fast doppelt so viel, wie vor der Wende.“

Bleibt die Frage, was das Schönste und das Schlimmste an seinem Job ist? Klare Antwort: „Das Schönste ist eine Extra-Danksagung für uns und unsere Arbeit – auch schon mal mit Pralinen. Das Schlimmste ist, wenn der Pastor in der Kirche länger als eine Stunde macht.“ Dann, so versichert er glaubwürdig, wird seine Haupttugend schon mal auf eine harte Probe gestellt: Geduld.

 

Weitere Infos:
Bestattungsinstitut Edgar Berg & Söhne
Inhaber Christian Berg
Boltenhagener Straße 17
23948 Klütz
Telefon 038825-22268
E-Mail edgarberg@t-online.de
www.bestattung-berg.de

 

Bildnachweis: inplan-media