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Einmal mehr ein interessantes Programm in Lünen

Im Mai trafen sich die nordrhein-westfälischen Bestatter im Tischlerhandwerk in Lünen. Neben hochinteressanten und praxisnahen Fachvorträgen lag der Schwerpunkt auf Austausch und Diskussion zu aktuellen Themen der Bestattungsbranche.

Franz-Josef Grundmann, der wiedergewählte Vorsitzende der Bundesfachgruppe, erläutert zu Beginn den Diskussionsstand bezüglich der Einführung einer Meisterpflicht. Außerdem verwies er auf die zunehmende Bedeutung eines koordinierten bundesweiten Auftritts der Bestatter im Bundesverband, da man sonst in der Öffentlichkeit und in der Politik nicht wahrgenommen werde. So habe sich die Bundesfachgruppe beispielsweise auch auf der LIGNA präsentiert, um als Ansprechpartner für Tischlerbetriebe zu unterstreichen, dass es für den Bereich Bestattung ein umfangreiches Marketing- und Unterstützungspaket gibt.

Beim Thema Meisterpflicht waren sich die Teilnehmer einig, dass die Anforderungen an die Bestatter in den Bereichen Hygiene und Vertrauensschutz des Kunden sehr hoch seien und ohne spezifischen Kenntnisse nicht erfüllt werden könnten. Ein mehrheitliches Votum für den Meisterzwang ergab sich daraus jedoch nicht. Dennoch unterstützen die nordrhein-westfälischen Bestatter den auf Bundesebene mehrheitlichen getroffenen Beschluss der Bundesfachgruppe zur Einführung einer Meisterpflicht mit Bestandschutz.

Nach diesem Auftakt konnte die Tagung sich den Fachthemen der Referenten zuwenden. Als erstes trug Andrea Mills von Mills Coaching aus Berlin ihre Überlegungen zu Umgangsformen und Konfliktsituationen vor. Bekanntermaßen ist der erste Eindruck der wichtigste – aber Andrea Mills verdeutlichte, dass wir dabei nur etwa 50 % selbst durch unser Benehmen und Verhalten beeinflussen können. Die andere Hälfte wird durch Vorurteile oder Assoziationen beim Kunden geprägt, auf die der Bestatter erst mal keinen Einfluss hat. Wichtigstes Ziel sollte es natürlich sein, durch das eigene Verhalten dem Kunden zu verdeutlichen, dass man ihm zuhört und ihn verstehen will. Das ist schlechthin die Visitenkarte des Unternehmens. Angesichts der Individualisierung und Unsicherheit im Umgang mit Ritualen kommt dem Bestatter auch eine immer wichtigere Rolle zu, im Ablauf der Trauerfeier aktive Hilfestellung und Vorgaben zu machen, um den Angehörigen ihre Unsicherheit zu nehmen. Konkrete Konflikte entstehen nach Frau Mills, wenn die Erwartung des Kunden deutlich von der konkreten Wahrnehmung abweicht. Die Erwartungshaltung beim Kunden herauszuhören ist demnach sehr wichtig, um frühzeitig überzogene Vorstellungen klarzustellen, damit sich der Konflikt nicht aufschaukelt. Sie empfiehlt dazu, im Gespräch häufig inhaltlich die Vorstellungen des Kunden zusammenzufassen, um die Beziehungsebene zwischen Kunde und Bestatter zu stärken. Ein in jedem Fall für die Bestatter sehr wichtiges Thema, wozu es auch im Herbst ein eigenes Tagesseminar in Dortmund geben wird.

Professor Verhoff vom Institut der Rechtsmedizin der Universitätsklinik Frankfurt konnte den Eindruck der Bestatter nur bestätigen, dass die Leichenschau häufig sehr oberflächlich durchgeführt wird. Bei nur einem Prozent der Todesfälle kommt es zu Obduktionen und damit einer genaueren Prüfung der Todesart und -ursache. Anhand konkreter Beispiele verdeutlichte er die typischen Fehler bei einer normalen Leichenschau. Dies hat maßgeblich dazu beigetragen, dass im aktuellen hessischen Bestattungsgesetz seit März dieses Jahres sehr konkrete Vorgaben für die Durchführung der Leichenschau gemacht werden. Auch die Bestatter seien aufgefordert, genau hinzuschauen, damit nicht das „Messer im Rücken“ übersehen wird. Er berichtete von einem Projekt der engen Zusammenarbeit von Kripo und Rechtsmedizin in Frankfurt. Dadurch konnten sehr viel häufiger „nicht natürliche Todesursachen“ ermittelt werden, die überwiegend im Zusammenhang mit Unfällen oder Suiziden stehen. Die Vermutung, dass mit der schlechten Leichenschau auch viele Morde nicht ans Tageslicht kommen, konnte in dem Projekt in Frankfurt nicht nachvollzogen werden. Zudem wird in Hessen eine zweite Leichenschau nicht nur bei Kremierungen vorgegeben, sondern generell wenn ein Leichnam ins Ausland überführt werden soll, um mögliche Schlupflöcher für Tötungsdelikte zu schließen.

Wie in anderen Handwerksbereichen auch müssen auch die Bestatter langfristig ihre Nachfolge oder Übergabe an Dritte planen. Die traditionelle Weiterführung innerhalb der Familie wird zunehmend zum Ausnahmefall, so dass man häufig auf Unterstützung angewiesen ist, den eigenen Betrieb an Außenstehende zu veräußern. Dr. Schreyger von der Verus Unternehmensberatung aus Berlin hat sich auf die Bewertung und Vermittlung von Bestattungsbetrieben spezialisiert. Er betreut dazu Betriebe in ganz Deutschland. Er sieht branchenweit einen Trend zu sinkenden Durchschnittsumsätzen pro Sterbefall sowie steigender Qualitätsanforderungen und Ausstattungswünsche an den Bestatter. Als Berater ist es seine wichtigste Aufgabe, zunächst einmal eine angemessene Bewertung für den Betrieb zu finden. Er rät davon ab, einfache Standardformeln zur Bewertung zu verwenden, die ausschließlich die Sterbezahlen der letzten Jahre berücksichtigen. Die Profitabilität eines Betriebes hängt von vielen anderen Faktoren ab, die sich in laufenden Kosten und angemessenen Anlagevermögen ausdrückt. Unter Berücksichtigung optimistischer und pessimistischer Zukunftsaussichten kann dann im Rahmen der Bewertung eine Wertspanne für den Betrieb ermittelt werden, welche als Verhandlungsbasis dienen kann. Auf der Käuferseite muss Dr. Schreyger eine ausreichende Bonität im Vorfeld prüfen und eine sichere Finanzierung mit dem Käufer erarbeiten. Er rät generell von laufenden Teil- oder Ratenzahlungen ab, da sich damit der Verkäufer sehr abhängig macht vom kaufmännischen Geschick des Käufers und empfiehlt möglichst, eine Einmalzahlung anzustreben. Da gerade die kleinstrukturierten Bestatterbetriebe sehr stark von der Persönlichkeit des jeweiligen Inhabers geprägt sind, ist zudem ein großes Problem, bei einem Verkauf den Firmenwert angemessen zu übergeben.

Als letztes trat David Blank als Referent auf, ein junger Bestatter aus dem Frankenland, der sich mit seinen „grünen Bestattungen“ überregional ein interessantes Image erarbeitet hat. Der wichtigste Aspekt einer ökologischen Bestattung ist es seiner Meinung nach, Särge ohne Beschichtung aus einheimischen Holz unter Vermeidung von Metallteilen wie Schrauben oder Griffe zu verwenden. In Zusammenarbeit mit einem lokalen Sarghersteller hat er solche Särge entwickelt und stetig optimiert bis hin zu Griffen vom Korbmacher. Auch die Sargeinlage wird dabei aus Leinenmaterial verwendet. Er kann diesen Sarg für ca. 500 einkaufen. Auch wenn grüne Bestattungen nur etwa 5 Prozent seines Umsatzes ausmachen, ist es doch sehr imagebildend und macht seinen Betrieb bekannt. Bei aller Ökologie steht aber auch für David Blank die individuelle Trauerbewältigung im Vordergrund. Dabei kann der schönste Natursarg ökologisch darunter leiden, wenn die Angehörigen viele Bilder und Beigaben am Sarg einbringen möchten. Vorrangiges Ziel muss es nach David Blanks Meinung aber immer sein, dass die Kunden eine persönliche und individuell gestaltete Abschiedsfeier erhalten. Dies wird seiner Meinung zunehmend wichtiger, da die eigentliche Beisetzung und Friedhofsgestaltung dabei zunehmend in den Hintergrund tritt.