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Flussbestattungen – die letzte Ruhe im Wasser fast vor der Haustür

Wasser gilt als das Symbol des Lebens und viele Menschen haben einen besonderen Bezug zum Wasser – egal ob Segler, Bötchenfahrer oder Angler. Wem die Nordsee zu weit und zu wild ist – der kann in NRW auch auf Flussbestattungen zurückgreifen.

Das Landesbestattungsgesetz sieht zwar eine Pflicht zur Beisetzung auf einen Friedhof vor, aber das gilt nur in NRW und niemand kann davon abgehalten werden, in den Niederlanden die Beisetzung durchzuführen. Dort ist das Bestattungsrecht recht liberal, die Angehörigen können die Urne eines Verstorbenen 28 Tage nach der Kremierung nach Hause mitnehmen und überall dort bestatten, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. In allen öffentlichen Gewässern und in vielen privaten ist es in den Niederlanden möglich, seine Urne beizusetzen.

Diese Möglichkeiten hatte Arne Zocher vor Augen als er vor ca. 10 Jahren von Seglerkollegen angesprochen wurde, ob man denn nicht auch im Vater Rhein seine letzte Ruhestätte finden könne. Er entdeckte das schnell als Geschäftsfeld, diese Dienstleistung für seine Bestatterkollegen in NRW anzubieten. Dank seiner guten Niederländischkenntnissen gelang es ihm sehr schnell, eine Genehmigung für die Beisetzung im Raum Roermund für die Seen an der Maas und für den Rhein hinter Emmerich zu bekommen. Was in den ersten Jahren noch recht zäh war, entwickelte sich inzwischen zum Full-time-Job mit ca. 350 Bestattungen im Jahr. Dazu beigetragen hat sein guter Riecher, seine Kunden auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf anzusprechen. Dort sind seine Badeenten als Give-Away der Renner und werden sogar von der Wasserwacht gesammelt.

Die Bestatter im Rheinland kennen schon länger diese Möglichkeiten im angrenzenden Nachbarland, aber für die Westfalen ist das doch weniger vertraut. Deshalb bot die Fachgruppe Bestatter den Ausflug im Rahmen der diesjährigen Studienfahrt nach Roermund an, um bei einer „stillen“ Beisetzung mitzufahren und den konkreten Ablauf vor Ort näher kennenzulernen. Arne Zocher kann die Beisetzungsfeiern für Gruppen zwischen 30 und bis zu 180 Personen durchführen. Rechtlich wird sein Schiff dadurch zur Friedhofskapelle – was ihm auch in Corona-Zeiten ermöglichte, relativ unbeschränkt entsprechende Beisetzungsfeiern durchzuführen. Die dabei verwendeten Urnen sind komplett aus Zellulose ohne zusätzlichen Metallbehälter. Diese Urnen lösen sich innerhalb weniger Minuten auf und die Asche wird im Wasser verteilt. Auch der verwendete Blumenschmuck darf keine festen oder metallenen Anteile enthalten, damit er problemlos auf dem Wasser ausgesetzt werden kann.

Die Trauerfeier selbst kann musikalisch oder kulinarisch ganz nach den Wünschen der Angehörigen gestaltet werden – egal ob belegte Brötchen oder 4-Gänge-Menüs, Beethoven oder Rockmusik, das kann individuell gestaltet werden ohne Belästigung irgendwelcher Nachbarn. Neben den Wasserliebhabern hat er auch regelmäßige Kundschaft aus der hinduistischen Gemeinde im Hamm. Für deren Glauben ist eine Flussbestattung im Rhein fast so gut wie im Ganges, mit einem Löffel wird deren Asche dann auf dem Wasser im Rahmen einer religiösen Zeremonie verteilt.

Für die Durchführung benötigt Arne Zocher neben der Sterbeurkunde auch die Beisetzungsbescheinigung vom Bestattungsinstitut. Mit den Krematorien wird der Transport abgestimmt und die Angehörigen wie auch das Krematorium erhalten nach Durchführung der Beisetzung eine Bestätigung mit den genauen GPS-Koordinaten – damit wird rechtlich sauber die durchgeführte Beisetzung dokumentiert. Wenn der Angehörige als Angler seine Lieblingsstelle hatte, dann versucht man möglichst genau dort auch die Beisetzung zu organisieren, damit die Angehörigen das „Grabmal“ Ihres Verstorbenen auch wieder finden. Aber wer im Wasser beigesetzt wird, der wird Teil des Wassers – egal von welchem Strand aus man Zugang dazu hat.

www.flussbestattungen.de

(Bildnachweise: Helmut Haybach)