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Mit dem Linienbus ins Jenseits

Die Fachgemeinschaft Bestatter NRW besuchte die Sonderausstellung im Kasseler Sepulkralmuseum. Dabei bestaunten die Teilnehmer die spektakulären Sargmodelle aus Ghana.

Die diesjährige Studienfahrt der nordrhein-westfälischen Fachgruppe ging nach Kassel zum bundesweit einmaligen Sepulkralmuseum. Dort wird nicht nur die Geschichte der Friedhofskultur veranschaulicht, sondern auch durch aktuelle Künstler und Sonderausstellungen das Thema Trauer und Tod präsentiert. Den Einstieg in die Ausstellung macht eine imposante Darstellung des Totentanzes aus dem Mittelalter: Die Menschen mussten aufgrund von Kriegen und Krankheiten ständig mit der Gegenwart des Todes im Alltag rechnen. Das mit den Menschen aus allen gesellschaftlichen Ständen tanzende Skelett verdeutlicht, dass vor dem Tod alle gleich sind und er Teil von uns als Mensch ist.

Nach dem Wegfall der Zünfte in der Neuzeit bildeten sich regionale Bruderschaften, um den Mitgliedern ein anständiges Begräbnis zu gewährleisten – eine frühe Form der Sterbegeldversicherung. In Eggershausen hieß dieser Verein „Schützen- und Leichenbruderschaft“. Und da sich nicht jeder Verstorbene einen teuren Sarg leisten konnte, wurde oftmals im Totenhemd mit dem wiederverwendbaren „Konduktsarg“ in das Grab beigesetzt. Weil man sich nicht immer sicher war, ob der Tote auch wirklich tot war, gab es entweder verschiedene Meldesysteme für die Verstorbenen, sich überirdisch per Glöckchen zu melden – heute würde man das mit einer App erledigen – oder man band die Verstorbenen sicherheitshalber fest, damit sie erst gar nicht auf den Gedanken kommen konnten, als Wiederkehrer zurückzukommen.

Es gibt einige künstlerische Entwürfe zum Thema Tod und Sarg. Auch ein Collani-Sarg findet sich in der Ausstellung. Es hat sich aber keiner getraut, hineinzuschauen. In der Nähe von Kassel haben inzwischen elf namhafte Künstler am „Blauen See“ eine Art Nekropolis entwickelt, wo sie ihre eigenen Urnengräber gestalten konnten. Einige sind bereits dort beigesetzt.

Ein Höhepunkt des Museumsbesuchs waren die fantasievollen farbigen Särge aus Ghana. Dort hatte man bis Anfang des letzten Jahrhunderts die Toten einfach in einem Ahnenhaus ohne großes Tamtam aufgebahrt. Erst der von den Engländern eingeführte Friedhofs- und Bestattungszwang führte zu der Idee, entsprechend dem Beruf des Verstorbenen oder dem Totem der jeweiligen Familie spezielle Särge zu kreieren. So kann der Busfahren in einem Bus und der Teeliebhaber in einer riesigen Teekanne beigesetzt werden. Die Trauerfeier in Ghana ist ein großes und teures Fest, zu dem viele Verwandte und Freunde kommen. Bis alles soweit ist, wird der oder die Verstorbene stark gekühlt, damit man sie am Tage der Beisetzung noch sitzend in den Ehrenkleidern aufbahren kann. So kann jeder noch mal Abschied nehmen, bevor alle ein großes Fest miteinander feiern. Die Menschen glauben, dass sich der Aufwand rentiert, damit die Toten als Ahnen im Alltag die Menschen begleiten und beschützen. Bei youtube unter „Im Huhn ins Jenseits“ kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, wie lebendig die Menschen in Ghana mit ihren Toten umgehen.

Zum Abschluss konnten die Teilnehmer die vielen Eindrücke der Studienfahrt bei Kaffee und Kuchen auf den Herkules-Terrassen mit ihrer beeindruckenden Aussicht ausklingen lassen und sich auch untereinander austauschen.