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„Unser schlechtes Image ärgert mich – sehr“

In unserer Vorstellungsrunde der sieben Mitglieder im Fachausschuss der Bundesfachgruppe Bestatter stellen wir heute Joachim Schlüter aus Schleswig-Holstein vor, der mit seinem Bestattungshaus in einer ehemaligen protestantischen Kirche neue Wege geht.

„Wir machen eine Arbeit, die gemacht werden muss“, so nüchtern, klar und einfach bringt Joachim Schlüter auf den Punkt, was der Beruf des Bestatters nun mal ist. Das gilt auch für besonders schwere beziehungsweise unangenehme Fälle, etwa den, dass ein Toter abzuholen ist, der sich selbst umgebracht hat und schon sechs Wochen in der Wohnung liegt. Da kommt selbst ein waschechter Profi wie der 53-Jährige an seine Grenzen. Aber im schönen Boostedt am Rande der noch schöneren holsteinischen Schweiz haben Joachim Schlüter und seine Mitarbeiter eine Methode, die nicht nur in solchen Extremsituationen zur Anwendung kommt: „Ich rede viel mit meiner Frau und den Mitarbeitern über solch‘ emotionale Momente und besonders schlimme Fälle.“

Dann gibt es da noch die besonders schönen Augenblicke, die das Leben eines jeden Trauerhelfers verschönern und bereichern, dann, „wenn einem am Ende die Hinterbliebenen ein Lächeln schenken“.

Das kommt bei ihm wohl oft vor. Dennoch bezeichnet sich Joachim Schlüter selbst als ganz normaler Bestatter: „Die Leute kommen durch Fürsprachen und die Kirche zu uns.“ So ganz normal kann sein Bestattungsunternehmen aber nicht sein, denn immerhin nennt er eine umgewidmete ehemalige katholische Kirche sein Eigen. Dort, am Ortsrand und Friedhof von Boostedt, hat der Tischler-Bestatter das wohl stilvollste Beerdigungsinstitut, das man sich vorstellen kann. In den lichtdurchfluteten hohen Räumen mit den bunten Fenstern kommt quasi automatisch jene ehrfürchtige Stimmung auf, die einer Trauerfeier und Abschiednahme würdig ist. Und er ist stolz auf „seine“ Kirche, der ansonsten bescheidene Mann mit der zupackenden Art. Ein echter Coup. Denn als die britischen Soldaten im hohen Norden Schleswig-Holsteins immer weniger wurden, hatte die katholische Kirche im erzprotestantischen Gebiet keine Verwendung mehr für das Gotteshaus. Wohl dem Bestatter, der solch eine Chance erkennt und ergreift.

Joachim Schlüter beschäftigt drei Gesellen, bildet drei Lehrlinge aus, hat Halbtagshilfe von seiner Ehefrau Ulla, einer ausgebildeten Steuerfachgehilfin und hat für die Bestattungen noch zwei Aushilfen angestellt und beschäftigt einen sechsköpfigen Trägertrupp, wie er es nennt. Die Schreinerei und das Bestattungsinstitut hat er 1989 von seinem Vater übernommen und in guter, alter Tradition „gehe ich in 70 Prozent aller Fälle zu den Nachkommen nach Hause“, sagt er, der den Betrieb in zweiter Generation führt. In den umliegenden sieben Dörfern unterhält Schlüter noch zwei Bestattungs-Niederlassungen und als er das erzählt kitzelt ihn ein Stachel, der offenbar tief im Fleisch des leidenschaftlichen Handwerkers und Bestatters steckt: „Was mich echt wurmt und was ich auch von anderen Kollegen immer öfter höre – die Konkurrenz arbeitet oft mit unlauteren Methoden.“

In der Tat ist das bei sehr vielen Kollegen ein Thema, die teils davon berichten, wie der (oft nicht so erfolgreiche) Konkurrent gezielt Unwahrheiten streut in der Hoffnung, dass die „Fake News“ ihm neue Kunden ins Geschäft bringen. So etwas findet Joachim Schlüter abstoßend. Er macht lieber klassische Werbung für sich – in Vereinszeitungen, lokalen Tageszeitungen, Telefonbüchern und auf sinnvollen Internetseiten. Auch ist er in der Kirche aktiv („Muss ich!“) und gerne auch bei der Feuerwehr von Boostedt.

Die genannte Unlauterkeit mancher Kollegen ist aber auch ein Grund, warum sich Joachim Schlüter, der übrigens einen Hund namens Paul liebevoll befehligt, der wie der Köter bei den kleinen Strolchen durch ein holsteinisches Kuhmuster auffällt, im Fachausschuss von Bestatter Deutschland engagiert. Zur Erklärung: Dieser ist das Arbeitsgremium der Bundesfachgruppe im Bundesinnungsverband des Tischler- und Schreinerhandwerks. Hier werden Konzepte erarbeitet, mit der Bundesfachgruppe – die bundesweit insgesamt rund 1.500 bestattende Betriebe vertritt – abgestimmt und anschließend in Projekten umgesetzt.

Joachim Schlüter sieht beim Image seiner Zunft nämlich noch „erheblich Luft nach oben“. Deshalb möchte er sich mit dafür einsetzen, dass diese weitverbreitete Mär (Bestatter sind Abzocker) aus den Köpfen der Leute verschwindet. „Es geht hier hauptsächlich um Preise“, sagt er und verweist auf einige sehr oberflächlich recherchiert oder gar tendenziöse Berichte, „bei denen die Medien erst gar keinen Bestatter fragen, wenn es um Bestattungskosten geht“. „Hier gibt es noch viel zu tun“, merkt der zweifache Vater an, dessen Nachfolge aber außerhalb der Familie geregelt werden muss, weil Sohn Björn (27) lieber Zahnarzt und Henning (25) lieber Bauingenieur werden möchte. Letzterer arbeitet allerdings ab und an im Bestattungsunternehmen mit.

Was die Bezahlung seiner Dienstleistungen und natürlich die der Kollegen angeht, so gibt er unumwunden zu verstehen, dass ein Teil des Umsatzes auf die Konten „Wir müssen immer verfügbar sein“ und „Wer will das schon machen“ geht. Hier möchte er bei der Verbandsarbeit ansetzen, denn zu den Auswüchsen des vermeintlich nicht immer so tollen Images von Bestattern gehört auch, „dass selbst Sargträger immer schwerer zu bekommen sind“, dass manche von uns „zu billigen Entsorgern werden“ und „dass wir das alles nicht einfach so hinnehmen dürfen“.

Seit zwei Jahren, also von Anfang an, vertritt er den Norden im Verbandsvorstand und ist auch im Vorstand des Deutschen Instituts für Bestattungskultur. „Ich will mich auch dafür einsetzen, dass es bei uns im Norden künftig bislang fehlende Seminare wie beispielsweise ‚Fachgeprüfter Bestatter‘ geben wird. Überhaupt finden Aus- und Fortbildungen bei uns schlicht nicht statt. Wir müssen immer nach Hamburg und das ist unverhältnismäßig aufwendig. Ich werde mich dafür starkmachen, dass die sehr zentral liegenden Kreishandwerkerschaften in unserer Gegend für Seminare genutzt werden.“

Joachim Schlüter – soviel steht fest – legt auch schon mal den Finger in die Wunde, wenn er Verbesserungs- oder auch Veränderungsbedarf sieht: Da wäre etwa die Geschichte mit den unterschiedlichen Rechnungsbeträgen die Ärzte bei Todesfällen stellen. „Uns ist aufgefallen, dass die Beträge – je nach Arzt – zwischen 50 und 170 Euro lagen. Für die gleiche Dienstleistung wohlgemerkt. Auf Nachfrage hieß es dann, es handele sich um ein Versehen und man werde selbstverständlich das zuviel gezahlte Geld den Hinterbliebenen erstatten. Das Problem ist nur, dass wir solche Posten normalerweise einfach weiterreichen und in diesen Fällen unsere Rechnungen damit abgeschlossen waren. So etwas ärgert mich. Solche Dreistigkeiten machen viel kaputt – und deshalb kämpfe ich dagegen.“

 

Weitere Infos:
Schlüter Bestattungen,
Inhaber Joachim Schlüter,
Dorfring 47,
24598 Boostedt,
Telefon 04393-1389,
E-Mail info@schlueter-tischlerei.de,
www.schlueter-tischlerei.de